Mit der Held Bikerfashion Rush sind wir dieses Jahr sehr viel gefahren und konnten sowohl auf der Rennstrecke als auch auf der Landstraße Erfahrungen sammeln. Zeit für ein Fazit!
Zum ersten Mal fahren wir mit einem Leder-Einteiler durch das Land und haben innerhalb der letzten Monate viele neue Eindrücke gesammelt. Grundsätzlich bestätigt sich unser positiver erster Eindruck – ein paar Kritikpunkte haben wir über die letzten vier Monate noch gefunden. Die wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten
Ausstattung: Sportliche Mittelklasse
Insgesamt bedient die einteilige Held Bikerfashion Rush Lederkombi eher die Sportfahrer mit mittlerem Budget. Im Onlineshop von Held liegt der Verkaufspreis derzeit bei 779,79 Euro. Damit ist die Rush zwar teurer als die meisten Einsteigerkombis, aber auch um einiges günstiger als reinrassige Racing-Kombis.
Dieser Spagat zeigt sich auch in der Ausstattung. Grundsätzlich sind an allen typischen Sturzstellen Protektoren eingearbeitet, die auch in unserem Fall genau dort sitzen, wo sie hingehören. Ein Rückenprotektor ist nur in Form einer Hartschaum-Matte integriert. Diese ist herausnehmbar und kann bei Bedarf gegen einen vollwertigen, zusätzlichen Rückenpanzer ausgetauscht werden – Dazu raten wir auch jedem, denn gerade der Rücken sollte im Sturzfall optimal geschützt sein.
An den Schultern und den Ellbogen sind zusätzlich Kunststoff-Verstärkungen eingearbeitet. Während unseres letzten Rennstreckenbesuchs in Mettet haben wir bei anderen Fahrern gesehen, wie wertvoll Zusatzprotektoren aus Titan an den Schultern sein können – gerade bei einem Highsider. Auch wenn wir selbst mit der Held Rush Lederkombi noch keinen Sturz hatten, wünschen wir uns natürlich jetzt trotzdem eine Kombi mit Titanprotektoren. Deshalb werden wir beim nächsten Mal vermutlich etwas höher ins Regal greifen. Grundsätzlich wollen wir der Rush aber für die fehlenden Titanprotektoren keinen Minuspunkt anrechnen, weil die Kombi absichtlich den Mittleren Preisbereich bedient und eben nicht das High-End-Segment.
Für Touren auf der Landstraße reichen die vorhandenen Protektoren unserer Meinung nach vollkommen aus – mehr Schutz ist natürlich immer gern gesehen. Gern gesehen sind aber auch die beiden Innentaschen der Kombi. Dort passen Portmonee, Schlüssel, Smartphone, Fahrzeugschein und andere Kleinteile gut herein. Wer mehr Platz braucht, sollte mit Tankrucksäcken oder einer Hecktasche nachhelfen, sofern kein Platz unter der Sitzbank ist. Außentaschen bietet die Rush nicht.
Sehr praktisch ist der doppelte Reißverschluss auf der Brust. In die Kombi ist eine perforierte, dünne Innenweste integriert. Wenn es mal zu heiß wird, kann der äußere Reißverschluss der Kombi geöffnet werden, während der innere geschlossen bleibt. Zum kurzen Durchlüften bei geringen Geschwindigkeiten wirklich super! Beispielsweise sind wir einmal bei brennender Hitze im Stau steckengeblieben und haben uns nach frischer Luft gesehnt. In diesem Moment war diese Be- und Entlüftungsoption wirklich Gold wert. Belüftungsöffnungen gibt es zudem an den Schultern, Ellbogen, und Knien. Metallgitter verhindern das Eintreten von Steinen oder Steinen. Nach einigen Fahrten sammelt sich in den Gittern aber auch ordentlich Schmutz. Die Reinigung kann also etwas länger dauern. Mit dabei sind auch Kunststoff-Knieschleifer. Diese verschleißen leider recht schnell, deshalb werden wir nach dem ersten Satz auf Holzschleifer wechseln. Wir sind bisher 6 Tage auf der Rennstrecke mit dem Satz ausgekommen und schauen jetzt nach neuen. Je nach Fahrstil, können sie aber schon nach 1-3 Tagen an der Verschleißgrenze sein.
Tragekomfort: Wie eine zweite Haut
Wer einen Einteiler kauft, sollte sich natürlich im Klaren darüber sein, dass Imbissbesuche und Pipipausen natürlich nicht so komfortabel ausfallen wie mit einer zweiteiligen Kombi. Mit der passenden Funktionsunterwäsche zieht sich die Kombi aber schneller an und aus als wir erwartet hätten. Einmal angezogen fühlt sich die Held Bikerfashion Rush aber für uns an wie eine zweite Haut. Sie drückt oder zieht an keiner Stelle. Alles sitzt genau so, wie es sein muss. Mit unserer alten Zweiteiligen Kombi hatten wir das Problem, dass sie im Hüftbereich im Hanging-Off für Spannung sorgte und die Körperhaltung blockierte. Das Problem haben wir jetzt nicht mehr. Lediglich die ersten zwei bis drei Fahrten waren noch recht unbequem, weil das Leder erst etwas eingetragen werden muss. Also keine Sorge, wenn die Kombi anfangs sehr eng sitzt. Das ist genau richtig so!
Auf der Rennstrecke fahren wir dauerhaft mit recht starkem Hanging Off, müssen viel auf dem Bike arbeiten und uns immer frei bewegen können. Genau das kann die Rush sehr gut! Sie lässt uns viel Freiraum, liegt aber sauber am Körper an und hat keine lockeren Stellen.
Passform: Genau wie beschrieben
Immer wieder wird nach der Passform der Kombi gefragt. Hierfür verweisen wir gerne auf die Maßtabelle von Held. Wir haben uns selbst vermessen und dementsprechend die passende Größe ausgewählt. Was sollen wir sagen? Ohne die Kombi vorher anprobiert zu haben, saß alles genau richtig. Entweder hatten wir einfach irrsinniges Glück oder die Tabelle stimmt genau. Vermutlich eine Mischung darauf in Kombination mit den recht großen Flex-Bereichen. Die flexiblen Einsätze helfen der Kombi von der Stange natürlich dabei, sich an den Körper zu schmiegen.
Verarbeitungsqualität: Nur normale Gebrauchsspuren
Dafür, dass wir mit der Held Rush auch öfter auf der Rennstrecke unterwegs sind, auch viele Regenfahrten absolvieren oder bei 30 Grad auf das Bike steigen, hält die Kombi gut durch. Gerade die Temperaturbelastung fordert das Material und erhöht den Verschleiß etwas. An einer Naht am rechten Oberschenkel guckt der Faden etwas heraus. Am Ausschnitt löst sich der Held-Schriftzug langsam auf. Mit solchen kosmetischen Problemen können wir gut leben. Bei einer Kombi für knapp 800 Euro stört es uns aber schon ein wenig, dass der Schriftzug nach nicht mal einem Jahr schon leidet.
Bisher kein Sturz
Zum Glück können wir noch nichts über das Abriebverhalten im Falle eines Sturzes berichten. Insgesamt fühlen wir uns aber gut geschützt und können uns voll und ganz auf das Motorradfahren konzentrieren – auch ein freier Kopf kann schon dabei helfen, einen Sturz zu vermeiden.
Fazit
Für sportliche Straßenfahrer und Einsteiger auf der Rennstrecke ist die Held Rush super geeignet. Sie ist nicht unmenschlich teuer, bietet guten Schutz und passt dank üppigen Flexanteile und der Größenvielfalt eigentlich jedem Fahrer mit normaler bis sportlicher Statur. Optisch passt sie wunderbar zu unseren Evo Thrux II Handschuhen, dem Shoei X-Spirit III und den Kochmann Aragon Stiefeln. Wir sehen sie vor allem für den Übergang von der Straße in den Motorsport als genau die richtige Wahl an. Wer langfristig auf der Rennstrecke fahren will, sollte lieber eine etwas teurere Kombi auswählen.