Checkliste – So weckst du dein Motorrad aus dem Winterschlaf

  • Mikel Rose durch Mikel Rose
  • 10 Monaten vor
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Die Temperaturen haben in den letzten Tagen einen guten Sprung nach oben gemacht und Motorradfahrer können endlich wieder auf das heiß geliebte Bike steigen. Vor dem ersten Ritt gibt es aber einiges zu beachten.

Um die Saison 2024 gut einklingen zu lassen, muss das Motorrad vor der ersten Fahrt wieder aus dem Winterschlaf geweckt und auf Vordermann gebracht werden. Viele der Arbeiten können übersprungen werden, sofern die Verschleißteile erst vor kurzer Zeit erneuert worden sind. Zunächst gilt es, die Spuren des Einwinterns zu beseitigen, in unserem Ratgeber zum Einwintern haben wir empfohlen, blanke Metallteile mit einem leichten Ölfilm zu versehen. Dieser muss jetzt wieder entfernt werden, dazu genügt ein feuchtes Tuch – Falls nötig mit einem sanften Reiniger. Außerdem muss die Batterie wieder eingesetzt werden. Vorher sollten die Kontaktflächen am Kabel und an der Batterie, falls nötig, nachgefettet werden. Wenn das Ladegerät nach dem Winter eine Fehlermeldung ausgibt, bedeutet das leider den Tod des Energiespeichers. In diesem Fall wird die Batterie natürlich nicht wieder montiert, sondern umweltgerecht entsorgt und ausgetauscht.

  1. Roststellen beseitigen
  2. Ölwechsel
  3. Kühlflüssigkeit wechseln
  4. Bremsbeläge erneuern
  5. Kettenpflege
  6. Reifen kontrollieren
  7. Elektronik-Check, Bürokratie und Probefahrt 

Roststellen beseitigen

Da das Motorrad über den Winter lange unangetastet bleibt, können sich unter Umständen kleine Roststellen bilden. Deshalb werden alle unlackierten Stahlteile auf rotbraune Stellen geprüft. Besonders anfällig sind der Auspuff, das Zündschloss und die Fußrasten. Im Regelfall ist der Rost nur oberflächlich. Er kann einfach mit feinem Sandpapier abgeschliffen und anschließend poliert werden. Wenn der Rost unter dem Lack sitzt, ist er durch eine Art Bläschenbildung zu erkennen. Derartiger Rost ist allerdings kein Problem, das über den Winter entstanden ist. Je nach stärke des Befalls wird das Teil entweder vom Rost befreit und nachlackiert oder komplett ausgetauscht.

 

Ölwechsel

Wenn der letzte Service einige Zeit oder viele Tausend Kilometer zurückliegt ist ein Ölwechsel sehr zu empfehlen. Mit frischen Motoröl läuft die Maschine gleich viel ruhiger und lebt länger. Unser Motto lautet: „Zu häufige Ölwechsel gibt es nicht“.  Um das Öl abzulassen wird die Ölablassschraube bei aufgewärmtem Motor gelöst; ein ausreichend dimensionierter Auffangbehälter sollte schon bereitstehen. In der Regel benötigen Motorräder zwischen zwei und drei Litern Öl. Beim Ölwechsel wird nicht nur das Betriebsmittel ausgewechselt, sondern auch der Ölfilter und die dazugehörige Dichtung, die nur wenige Euros kostet. Bevor der neue Ölfilter eingeschraubt wird, sollte dieser mit Öl gefüllt werden, um die Pumpe zu schonen. Ein trockener Filter muss erst mit Öl gesättigt werden und lässt die Pumpe in den ersten Sekunden trockenlaufen. Trockene Pumpen verschleißen sehr schnell, was einen Motorschaden verursachen kann. Wir empfehlen die Verwendung von Gummihandschuhen, da Motoröl nicht besonders gesund für die Haut ist. Weil das Öl nicht nur gesundheitsschädlich sein kann, sondern auch für die Umwelt eine große Belastung darstellt, muss es fachgerecht entsorgt werden. Der Händler, bei dem das neue Öl erworben wurden, ist gesetzlich dazu verpflichtet, die gleiche Menge Altöl anzunehmen und zu entsorgen. Bei einem Online-Kauf ist das auch möglich, häufig ist aber eine telefonische Nachfrage nötig. Ansonsten kann der gefüllte Ölbehälter auch gegen eine Entsorgungsgebühr bei dritten Händlern abgegeben werden.

 

Kühlflüssigkeit wechseln

Mit frischem Öl machen wir uns direkt auf zum nächsten Betriebsmittel, der Kühlflüssigkeit. Wenige Motorräder verfügen über einen Auslass am untersten Punkt des Kühlers, mit dem das Entleeren sehr viel einfacher ausfällt. Ansonsten muss eine weit unten liegende Schlauchschelle geöffnet werden, um den Schlauch abzuziehen. Ein Auffangbehälter für die alte Flüssigkeit sollte schon bereitliegen. Viele Hobbyschrauber pusten gern stark in eine Öffnung, um auch den letzten Tropfen aus der Leitung zu kitzeln – das ist nicht zu empfehlen. Nicht nur ist der Radiator für erhöhten Druck ungeeignet, auch ist Kühlflüssigkeit sehr ungesund. Ein Kontakt mit Mund, Augen oder Nase sollte also streng vermieden werden.

 

Bremsbeläge erneuern

Neue Bremsbeläge sind essenziell für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr. Da es sich hierbei um ein Verschleißteil handelt, muss der Abnutzungszustand vor der Saison geprüft werden. In den Belägen sind kleine Kerben zu sehen, die die Mindestdicke indizieren. Wenn diese Kerben nur noch sehr schmal sein sollten, ist ein Austausch dringend notwendig. Der Wechsel nimmt weder viel Zeit noch handwerkliches Geschick in Anspruch, sodass er gern selbst durchgeführt werden kann. Was Laien nicht selbst erledigen sollten, ist der Wechsel der Bremsflüssigkeit. Diese ist sehr gefährlich für die Haut oder Atemwege, weshalb die Handgriffe perfekt sitzen sollten. Außerdem muss die Bremsanlage anschließend entlüftet werden. Ein kleiner Fehler kann die Bremswirkung später stark beeinträchtigen. All diejenigen, die nicht genau wissen, was zu tun ist, sind mit einem Besuch in der Fachwerkstatt gut bedient und deutlich sicherer unterwegs.

Diese Bremsbeläge müssen noch nicht ausgetauscht werden!

 

Kettenpflege

Nun geht es an die Kette. Vor dem Winter ist die Kette bestenfalls mit einem zähflüssigen Kettenspray wie dem weißen Kettenspray von S100 geschmiert worden, um Rost zu vermeiden. Da jetzt vermutlich viel Staub am Öl haftet, wird die Kette vor der Saison gründlich gereinigt und neu eingesprüht. Bei dieser Gelegenheit sollte auch geprüft werden, ob die Ritzel noch schön eckig sind. Sollte der Kettensatz nur noch Rundungen anstatt Kanten aufweisen, droht der Absprung der Kette und ein Austausch ist mehr als ratsam. Zuletzt wird die Kette etwas nachgespannt. Je nach Hersteller sieht die Verstellung unterschiedlich aus. Nach dem Spannen sollte die Kette im mittleren Bereich mit zwei Fingern etwa zwei Zentimeter nach oben oder unten bewegt werden können.

 

Ausprobiert Liqui Moly Bremsen und Kettenreiniger Sprühen
Vor dem Saisonstart sollte die Kette gereinigt und geschmiert werden!

 

Reifen kontrollieren

Bei einem Reifen gibt es genau zwei Indikatoren dafür, ob er noch verkehrstauglich ist oder nicht: Die Profiltiefe und das Alter. Beschädigungen wie eingefahrene Nägel, Risse oder starke Abschürfungen führen natürlich ebenfalls zur Verkehrsuntauglichkeit. Gesetzlich ist geregelt, dass die Profiltiefe minimal 1,6 Millimeter betragen darf. Ein Motorradreifen sollte aber tendenziell früher gewechselt werden, denn mit sinkender Profiltiefe leidet die Haftung – vor allem auf nassen Fahrbahn. Wir empfehlen den Reifenwechsel, sobald noch etwa 2 Millimeter übrig sind. Das Alter des Reifens ist auf der Reifenflanke zu finden. Hierzu gibt es zwar keine genauen Bestimmungen, wer aber einmal mit einem mehrere Jahre alten Reifen gefahren ist, weiß frische Pneus zu schätzen. Mit der Zeit verliert das Gummi seine Elastizität, weshalb es nur noch schlecht auf Unebenheiten der Straße reagiert. TÜV und ADAC raten nach spätestens sechs Jahren zum Reifenwechsel, wir setzen die Grenze für Motorradfahrer eher auf die drei Jahre – Sicherheit und Fahrspaß gehen vor. Zuletzt wird selbstverständlich noch der Druck angepasst.

 

 

Reifendruck erhöht
Nicht nur die Profiltiefe ist wichtig, sondern auch der richtige Druck!

 

Elektronik-Check, Bürokratie & Probefahrt

Jetzt darf die erste Fahrt fast starten – vorher werden noch einmal alle elektronischen Teile auf Funktion geprüft. Den Anfang macht ganz simpel der Anlasser, anschließend wird die Beleuchtung überprüft, dazu gehören nicht nur das Abblendlicht und die Blinker, sondern auch das Fernlicht, das Standlicht, das Bremslicht und die Warnblinkanlage. Nun wird die gesamte Elektronik kontrolliert, die nicht sicherheitsrelevant ist. Dazu gehören Extras wie 12V-Ladebuchsen oder eine Griffheizung. Vor dem ersten Fahrtantritt ist auch zu kontrollieren, ob alle nötigen Dokumente mit an Bord sind. Wir meinen natürlich nicht nur Führerschein und Fahrzeugpapiere, sondern auch ABEs, Teilegutachten und ähnliche Belege für Zubehörteile. Die erste Fahrt sollte selbstverständlich ruhig angegangen werden, da das Gefühl für die Maschine erst wiedererlangt werden muss. Wenn neue Reifen oder Bremsbeläge montiert worden sind, wollen diese erst eingefahren werden. Falls noch Platz unter der Sitzbank frei ist, darf auch gern ein Erste-Hilfe-Set Platz nehmen.

 

Frühjahrscheck Dokumente
Mitzuführende Dokumente sollten wasserdicht geschützt sein

 

Ist das alles erledigt und das Motorrad fühlt sich so gewohnt an wie immer, kann die neue Saison problemlos starten. 

Wir wünschen allen Motorradfahrern eine unfallfreie Saison 2024 mit vielen kilometerreichen und schönen Touren!

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