KTM 390 Duke: Erster Eindruck

Nach unserer ersten Fahrt mit der KTM 125 Duke waren wir vom agilen Handling sehr angetan, hatten aber das Verlangen nach mehr Power. Daher setzten wir uns auch auf die größere Schwester 390 Duke, die für die Führerscheinklasse A2 konzipiert worden ist. KTM verleiht ihr 43 Pferdestärken, ein maximales Drehmoment von 37 Newtonmetern und den vielversprechenden Namen „Corner Rocket“.

Perfekt für die Hausstrecke, nichts für lange Touren

Den Namen „Corner Rocket“ hat sich die KTM 390 Duke redlich verdient. Sie nutzt das schmale Chassis sowie das Fahrwerk des 125er Modells, bietet aber fast die dreifache Leistung. Daher bleiben das spielerische Einlenkverhalten und das wunderbare Gefühl für das Vorderrad, dank ihrer höheren Leistung spurtet sie am Kurvenausgang aber mit viel mehr Gewalt voraus. Mit der 390 Duke hat KTM ein Motorrad in seine Duke-Palette eingeführt, das genau für die Führerscheinklasse A2 zugeschnitten ist. Es besteht keine Notwendigkeit, eine Drossel zu installieren. Bei vielen anderen gedrosselten Motorrädern entstehen Einbrüche in der Leistungskurve – bei der 390 Duke nicht! Sie atmet frei von unten heraus durch und sorgt bis zum Drehzahlbegrenzer für viel Vorschub. Ein Grund für ihre zügige Beschleunigung ist auch die vergleichsweise kurze Übersetzung. Wegen der häufigen Schaltvorgänge macht es viel Spaß, durch enge Kurven zu wetzen und die Gänge durchzuschalten.

KTMs 390 Duke richtet sich vornehmlich an sportlich engagierte Piloten, die auf der heimischen Hausstrecke gern viel Spaß haben. Wer die Straßenführung kennt, hat mit ihr viel Spaß, kurvige Passagen ein ums andere Mal abzufahren. Das Spaßmobil liebt enge Kurven auf der Landstraße – Gern mit einigen Bodenwellen und blinden Kurven! Die Gabel sowie das Federbein kommen von WP-Suspension und bügeln Unebenheiten dank der langen Federwege bequem aus. Was die Duke 390 ebenfalls sehr mag, sind schnelle Richtungswechsel oder Korrekturen der Kurvenradien. Selbst wenn eine unbekannte Kurve zum Ende zuzieht, bleibt die Duke gelassen und beweist, dass sie große Reserven bereithält.

 

Auf solchen Straßen fühlt sich die 390er pudelwohl

 

Wer ein Motorrad sucht, das regelmäßig längere Touren bestreiten soll, wird vermutlich mit den Schattenseiten des sportlichen Landstraßen-Räubers konfrontiert werden. Die starken Vibrationen des Einzylinders und der straff gepolsterte Sitz erweisen sich nach längerer Zeit als unkomfortabel. Genauso nervt das häufige Hoch- und Runterschalten. Wir gehen aber davon aus, dass das Motorrad vor allem von Jungspunden gefahren wird, die hier und da gern mal mehr am Kabel ziehen und den Fokus auf kurzweiligen Fahrspaß setzen.

 

Im Herzen eine Supermoto

Während der Probefahrt auf der KTM 390 Duke ist uns eines aufgefallen: Die Maschine will dem Fahrer jederzeit den größtmöglichen Spaßfaktor bieten und schreit förmlich danach, das Drehzahlband komplett zu nutzen. Gleichzeitig verleitet das geringe Gewicht von nur 149 Kilogramm (trocken) dazu, jede Kurve mit sportlichem Ehrgeiz anzutreten und noch tiefer in Schräglage zu gehen. Wer jetzt noch das Supermoto-ABS einschaltet, deaktiviert das ABS des Hinterrades. Leider blieb uns dieses Feature während des Tests verwehrt. Wir können uns aber wunderbar vorstellen, dass ein blockierender Hinterreifen beim Anbremsen die Supermoto-DNA des Naked Bikes noch stärker aufleben lässt. Wer sich der reißerischen Ader der 390 Duke vollends hingibt und die Kurven im Drift anfährt, wird mit Sicherheit noch mehr Fahrspaß verspüren. Gleichzeitig treibt der aktive Fahrstil auch den Reifenverschleiß und Kraftstoffverbrauch nach oben. Falls die KTM den Fahrer zum gemeinschaftlichen Kurvenjagen anstiften kann, wird sie ihm früher oder später auch zeigen, dass sie entsprechend mit mehr Sprit und Gummi gefüttert werden möchte.

 

 

Einsteigermotorrad mit Vollausstattung

In der Regel sind Motorräder für Einsteiger spärlich ausgestattet und bieten kaum mehr als einen simplen Bordcomputer. KTM spricht seine jungen Kunden mit einem schicken Farb-TFT, LED-Scheinwerfern, einer kräftigen Bremsanlage von Brembos Tochter Bybre und einem umfangreichen Zubehörpaket an. Beispielsweise besteht die Möglichkeit, KTM My Ride freizuschalten. Dahinter verbirgt sich die Option, das Smartphone mit dem Motorrad via Bluetooth zu verbinden und die Musikwiedergabe über die Armaturen am Lenker zu steuern. Anrufe lassen sich ebenfalls bequem über die vier Tasten am Lenker entgegennehmen. Die Navigation durch die Untermenüs geht einfach von der Hand und gelingt auch problemlos während der Fahrt.

 

     

 

Das größte Argument für den Kauf einer beliebigen KTM ist das reichhaltige Angebot an Zubehörartikeln. Vor der Tieferlegung, über schicke Blinker, Kennzeichenträger, Dekore und Sitzbänke bis hin zum Akrapovic-Endschalldämpfer ist alles mit an Bord. Viele andere Zweiradhersteller vernachlässigen den Customizing-Aspekt ein wenig und warten darauf, dass die Zubehör-Industrie den Job übernimmt. Auch wenn uns die Fahrt mit der 390 Duke irrsinnig viel Freude bereitet hat, würden wir einige Teile aus dem Zubehör installieren. Vorneweg muss der elendig lange Kennzeichenträger sofort durch ein kompakteres Modell ausgetauscht werden. Darüber hinaus würden wir in einen anderen Endschalldämpfer investieren, um den Fahrspaß auch musikalisch etwas aufzuwerten. Die werksseitige Abgasanlage lässt den satten Einzylinder nicht vollständig verstummen, ein wenig mehr Sound darf aber gern nach außen weichen. Kleinere Fahrer sollten vielleicht noch eine abgepolsterte Sitzbank oder ein Tieferlegungskit zubuchen, da die Sitzhöhe mit 830 Millimetern doch recht hoch ist.

 

Fazit

„Komm, lass uns gemeinsam Spaß haben“, das sagt die KTM 390 Duke jedem jungen Fahrer mit sportlichem Charakter. Der drehfreudige Einzylinder jagt gern durch enge Landstraßen, fühlt sich auch auf unebenen Asphaltdecken wohl und sagt auch zum kleinen Wheelie nicht Nein. Das gut ausbalancierte Fahrwerk, die druckvolle Bremsanlage samt Stahlflexleitungen und das schmale Chassis machen die 390er zu einem abenteuerlustigen Motorrad für die Landstraße.

Negativ zu bewerten ist lediglich die geringe Tourentauglichkeit – da machen die Vibrationen des Einzylinders einen Strich durch die Rechnung. Ein Kritikpunkt könnte sein, dass der Reifenverschleiß und der Spritverbrauch schnell in die Höhe schnellen, wenn die Duke ihren Willen bekommt und den maximalen Spaßfaktor auf jedem Meter erzielt. Der dadurch entstehende Gewinn an guter Laune und Fahrspaß lässt die Mehrbelastung des Portmonees jedoch nichtig wirken.

Am liebsten würden wir der KTM 390 Duke eine Medaille mit der Aufschrift „Bestes Motorrad für rasante Kurztrips“ verleihen. Doch das können wir nicht – Die Gründe dafür heißen KTM 690 Duke, 790 Duke und 1290 Superduke. Wir vermuten, dass die deutlich stärker motorisierten Bikes das A2-Modell in den Schatten stellen werden. In seiner Klasse macht es aber einen traumhaften Job und stimmt Biker mit Freude am aktiven Fahren mehr als zufrieden.

 

 

Wir möchten uns recht herzlich bei Motorrad Molitor in Engelskirchen für die Bereitstellung des Motorrades bedanken. Motorrad Molitor ist Vertragshändler von KTM und Suzuki und bietet gebrauchte Modelle aller Hersteller an. Die Meisterwerkstatt führt Wartungen, Reparaturen und Umbauten an sämtlichen Fahrzeugen durch.

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